Sonntag, 16. April 2023
Bumble
Ich klicke mich durch die Gesichter und Profile. So viele Menschen. Die irgendwas suchen, irgendwas wollen, Verbindung, Liebe, Sex.
Verschiedene Formen, Augen, Ohren, den Haarausfall unter der Cap verborgen, professionelle Portraits, in Action auf dem Skateboard, im Anzug, in der Badehose.

Ich klicke mich durch und bin unruhig, werde immer schneller. Ein Bild nach dem anderen, keine Pause, klick klick klick klick. Ich klicke immer auf "Nein". Manche Profile studiere ich genau. Wenn einer aussieht wie A oder M oder St. Bei St's bekomme ich Herzklopfen. Fast klicke ich bei einem St auf "Ja", aber der wäre ja nur ein Ersatz.

Sogar M's tatsächliches Profil wird mir angezeigt. Auch ein anderer, den ich aus dem echten Leben kenne. Mein Filter ist Männer 34-48 Jahre, deutschlandweit, unter 1,80.
Erst als ich auf Frauenprofile wechsle, entspanne ich mich. Alle Erwartungen lösen sich auf. Aber eine Frau zu daten, das traue ich mich nicht.

Zwei, drei Mal klicke ich nun doch auf "Ja". Bei A/M-Mischungen. Dann logge ich mich aus.

Ich will ja gar keinen M oder A oder St mehr haben. Wenn ich mit einem M oder A oder St zusammen sein wollte, dann doch mit dem Original, nicht mit einem Doppelgänger. Und die Originale, die passen nicht mehr.

A, der schöne A, und das bürgerliche Leben. Hat mich bedingungslos geliebt.
M, älter als ich, Entscheider, Macher, Mentor, mit Bindungsangst. Gefühlebarometer rauf und runter.
St, so lustig, sanft, auf der Suche, offenes Herz, Burning Man und deep talk. Für ihn war ich nicht bereit.

Und dann natürlich K aus Neuseeland. Aber K habe ich nicht ausgesucht, K ist mir einfach so passiert. Von ihm lernte ich, dass auch ein Typ, der gar nicht mein Typ ist, ganz genau richtig sein kann.

Jeder war richtig, zu seiner Zeit. Die Zeit ist vorbei. Außer St, St schwebt noch im Raum. Das macht mich traurig. Das muss ich noch lösen, sonst schlepp ich diese unerfüllte Liebe in jede neue Beziehung rein.