Mittwoch, 9. November 2022
Tagebuch, 08. November 2022
nuff, 01:03h
Früher war das mit dem Tagebuchschreiben leichter, oder kommt mir das nur so vor?
Ich glaube, ich habe wieder von meiner Schwester geträumt oder der Familie, alte Gemäuer, alte Geister.
Am schwierigsten ist es, wenn ich von der Arbeit nach Hause komme oder nachdem ich Yoga gemacht habe, und dann da diese Leere ist.
Ich zünde ein Teelicht an, zum zweiten Mal in den letzten Tagen und denke an Matthias, den ich gerne als Erwachsene kennengelernt hätte. Wie er wohl gewesen wäre, wie er wohl geworden wäre und unsere Beziehung zueinander?
Ich glaube, ich hätte ihn sehr gemocht. Vielleicht hätte es sogar Familientreffen gegeben. Alle sagen, er wäre ganz besonders gewesen. Vielleicht sagt man das immer, wenn jemand so jung stirbt.
Ich erinnere mich, wie seine ehemalige Lehrerin die Tränen zurückhalten musste als das Gespräch auf ihn kam, das war bei einer Hochzeit, da war ich sicher schon Mitte 20, es war also schon 13 Jahre her. Diese Reaktion hat mich irritiert.
Er war wohl ein sehr guter Sportler, ich weiß aber gar nicht in was, Leichtathletik, Fußball?
Ich weiß, dass er mich mochte als Kind. Ich erinnere mich an das Video auf VHS-Kassette mit uns als Kindern. Das würde ich gerne nochmal sehen. Papa hat es bestimmt noch irgendwo in der Sammlung.
Ich glaube, er war auch ein Sonderling, im Sinne von besonders. Viel mehr vernetzt als ich, beliebt, aber auch auffällig, anders als die anderen. Gerade kommt mir der Gedanke, dass das, was ich in meinem Leben als Trennung wahrnehme, - ich und die anderen, die anderen gegen mich - das, was mich so einsam macht, dass das gar nicht per se schlecht sein muss. Besonders sein muss gar nicht schlecht sein.
Auf der Hochzeit wurde immer wieder von ihm erzählt, ich hörte das so im Vorbeigehen und an den Nebentischen. Er hatte so etwas, dass man gern in seiner Gegenwart war. Etwas leichtes, aber auch etwas ernstes, etwas besonderes. Es gibt ja solche Menschen.
Wen gibt es da?
June fällt mir ein, meine Freundin aus dem Vipassana-Kurs in Neuseeland. Mit Sue, der Nonne war es auch immer schön. Menschen, die ihren Weg gefunden haben.
Woher hatte er das nur? Vielleicht, weil seine Mutter so früh gestorben war, weil er anders auf das Leben schaute, weniger selbstverständlich. Ich habe das Gefühl, er hat früh, mit elf, zwölf Jahren, so alt war auch ich als er starb, etwas verstanden vom Leben. Und er hat es ihm verziehen. Ich glaube, Matthias hat dem Leben verziehen, dass es seine Mutter genommen hat. Ich habe dem Leben lange nicht verziehen, dass es uns Matthias genommen hat.
Es ist schon seltsam. Jetzt wohne ich hier in dieser Stadt, in der ich immer noch kaum jemanden kenne, bin allein in der kalten Wohnung, einsam in aller Deutlichkeit, und wenn ich an ihn denke, ist alles doch irgendwie ok. Es tröstet mich, dass es ihn in unserem Leben gab und es tröstet mich, dass es ihn in solchen Momenten immer noch für mich gibt.
Ich lasse das Teelicht noch ein bisschen brennen.
Ich glaube, ich habe wieder von meiner Schwester geträumt oder der Familie, alte Gemäuer, alte Geister.
Am schwierigsten ist es, wenn ich von der Arbeit nach Hause komme oder nachdem ich Yoga gemacht habe, und dann da diese Leere ist.
Ich zünde ein Teelicht an, zum zweiten Mal in den letzten Tagen und denke an Matthias, den ich gerne als Erwachsene kennengelernt hätte. Wie er wohl gewesen wäre, wie er wohl geworden wäre und unsere Beziehung zueinander?
Ich glaube, ich hätte ihn sehr gemocht. Vielleicht hätte es sogar Familientreffen gegeben. Alle sagen, er wäre ganz besonders gewesen. Vielleicht sagt man das immer, wenn jemand so jung stirbt.
Ich erinnere mich, wie seine ehemalige Lehrerin die Tränen zurückhalten musste als das Gespräch auf ihn kam, das war bei einer Hochzeit, da war ich sicher schon Mitte 20, es war also schon 13 Jahre her. Diese Reaktion hat mich irritiert.
Er war wohl ein sehr guter Sportler, ich weiß aber gar nicht in was, Leichtathletik, Fußball?
Ich weiß, dass er mich mochte als Kind. Ich erinnere mich an das Video auf VHS-Kassette mit uns als Kindern. Das würde ich gerne nochmal sehen. Papa hat es bestimmt noch irgendwo in der Sammlung.
Ich glaube, er war auch ein Sonderling, im Sinne von besonders. Viel mehr vernetzt als ich, beliebt, aber auch auffällig, anders als die anderen. Gerade kommt mir der Gedanke, dass das, was ich in meinem Leben als Trennung wahrnehme, - ich und die anderen, die anderen gegen mich - das, was mich so einsam macht, dass das gar nicht per se schlecht sein muss. Besonders sein muss gar nicht schlecht sein.
Auf der Hochzeit wurde immer wieder von ihm erzählt, ich hörte das so im Vorbeigehen und an den Nebentischen. Er hatte so etwas, dass man gern in seiner Gegenwart war. Etwas leichtes, aber auch etwas ernstes, etwas besonderes. Es gibt ja solche Menschen.
Wen gibt es da?
June fällt mir ein, meine Freundin aus dem Vipassana-Kurs in Neuseeland. Mit Sue, der Nonne war es auch immer schön. Menschen, die ihren Weg gefunden haben.
Woher hatte er das nur? Vielleicht, weil seine Mutter so früh gestorben war, weil er anders auf das Leben schaute, weniger selbstverständlich. Ich habe das Gefühl, er hat früh, mit elf, zwölf Jahren, so alt war auch ich als er starb, etwas verstanden vom Leben. Und er hat es ihm verziehen. Ich glaube, Matthias hat dem Leben verziehen, dass es seine Mutter genommen hat. Ich habe dem Leben lange nicht verziehen, dass es uns Matthias genommen hat.
Es ist schon seltsam. Jetzt wohne ich hier in dieser Stadt, in der ich immer noch kaum jemanden kenne, bin allein in der kalten Wohnung, einsam in aller Deutlichkeit, und wenn ich an ihn denke, ist alles doch irgendwie ok. Es tröstet mich, dass es ihn in unserem Leben gab und es tröstet mich, dass es ihn in solchen Momenten immer noch für mich gibt.
Ich lasse das Teelicht noch ein bisschen brennen.