Dienstag, 29. Januar 2019
diary, 29. Jan 2019
Ein guter Tag. Morgens putze ich das Bad, dann ein bisschen Trödelei, Bibliothek sehr konzentriert von 13 bis 15:30 Uhr, Feierabend: Treffen mit Anni, Treffpunkt Kiosk mit den gigantischen Eis-Werbeplakaten. Der Wetterbericht sagt um 16 Uhr sollen es 28 Grad werden, da kann man schon mal zum Eisessen gehen und später zum Strand.

Auf dem Weg spricht mich ein etwas verlotterter Typ auf einer Parkbank an und sagt, sein Großgroßvater hätte als einer der ersten hier auf der Halbinsel gelebt, damals habe es noch keine Bäume, Häuser und nichts gegeben, nur den Hafen, er war Seemann, und habe ein Haus gekauft, direkt da hinten, für 350 Pfund. Heute sei es mehrere Millionen wert. Sie hätten auch als erste ein Auto gehabt, während die Polizei noch Fahrrad fuhr. Ich halte ja nichts von Millionären und Autos und verabschiede mich nach einer kurzen Diskussion über Atomenergie und Tierversuche wieder.

Am Kiosk kauft Anni sich eine Kugel Eis für $3 ($2,50 die Kugel und nochmal $0,50 für die Waffel). Ich kaufe Chips für stolze $4 aber ohne Zusatzstoffe. Dann setzen wir uns auf ein Bänkchen beim Rugbyfeld in den Schatten und erzählen von den letzten Wochen und der Zukunft.

Wir sind jetzt beide seit einem Jahr hier, ich seit einem Jahr und drei Tagen. Wir denken nach darüber wie alles gekommen ist und wie alles weitergehen wird und dass Zeit einfach so vergeht ohne dass man irgendetwas dafür tut, das finden wir heute beide erstaunlich.

Anni wird noch 2 Monate reisen und dann Anfang April zurück nach Deutschland fliegen, wo sie das Referendariat beginnt. Sie will zurück, um zu schauen, wie sich das anfühlt, um heraus zu finden, ob das richtig ist und wo sie leben will. Aus demselben Grund werde ich wohl auch zurückkehren, aber das dauert noch etwas.

-Weißt du was?, sage ich zu Anni, du bist meine Neuseelandfreundin.

Das hätte ich vor einem Jahr auch nicht gedacht, dass ich mal eine Neuseelandfreundin haben würde. In 10 Jahren werde ich mich zurückerinnern an Anni und unsere Zeit hier, so wie ich heute zurückdenke an meine Barcelona-Freunde, die ich ja auch erst vor kurzem vor 10 Jahren kennenlernte.

Anni ist meine einzige Freundin aus Deutschland und obwohl wir ansonsten sehr verschieden sind, fühle ich mich ihr dadurch nah. Es ist schön, jemanden zu haben, mit dem man eine Lebenswelt teilt.

Anni gibt mir Reisetipps, sie war in der letzten Zeit viel unterwegs. Cape Brett in Northland soll toll sein und auf der Südinsel die Aspiring Hut. Später gehen wir zusammen zum Supermarkt und ich kaufe Backofenpommes zum ersten Mal seit ich weiß nicht wann und dazu die gute Mayonaise in der seltsamen Wabbelflasche ohne Ettikett.

Zuhause gibt es eine Folge How I met your mother, ich weiß ja immer noch nicht wer die Mutter ist, und es ist mein Englischlern-Programm, das sage ich zumindest Em, die die Serie kritisch beäugt. Ich bin bei Staffel 5 und werde nur noch wenige Wochen hier wohnen mit Internet und Netflix Account und allem, also halte ich mich ran, alle paar Tage eine Folge.

Em's Freundin Han ist zu Besuch und gibt mir auch noch Reisetipps, Tututaka coast, alleine wegen des Namens sollte man hin, ist ja fast wie Takakukaland. Em schlägt Doubtless Bay vor, ha, zweifellos, und Waipu und Maitai Bay, wo es das klarste Wasser geben soll.

Jetzt ist kurz vor 23 Uhr, es war ein guter Tag, bald Bett, bzw. ein Bett habe ich ja nicht, bald Minimatratze. Schläft sich aber besser darauf als gedacht und so kann sich mein Rücken schon mal wieder an Unterwegs gewöhnen.