Montag, 20. März 2017
Was schön war [KW 11]
Ich schreibe vier kleine Zettel, 2x rotes Papier, 2x orangenes, mit meinen Ängsten drauf. Ich male eine Skizze der Angst und schreibe noch was drunter, dann falte ich sie ordentlich und stecke sie in die Box und verlasse rückwärts den Raum. Ich habe keine Lust die mit nach Hause zu nehmen, die sollen schön da bleiben. Ich bin guter Dinge.

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Eine Stunde vor Abreise finde ich meinen Geldbeutel wieder und bin unendlich erleichtert.

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Fünf Minuten bevor das Taxi mich abholt, springe ich vor die Tür, wo P. gerade mit zwei anderen beim Rauchen steht und sage ihm, was für eine tolle Ausstrahlung er hat. P. freut sich sehr: I-Ich?
Ja, du. Dieses Grinsen immer, du strahlst dann richtig.
I-Ich?
Ja, du. Ich muss jetzt los. Tschüß, schöner Mann!
T-Tschüß, schöne Frau!
Er umarmt mich und ich springe davon.

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Überhaupt, diese Abschiede.

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Im Zug vergesse ich nicht meine Mütze. Die Mütze habe ich mal von St. bekommen, also wir waren gemeinsam im Secondhand, als ich sie gekauft habe, er hat bezahlt, ich hab's ihm später zurückgegeben vielleicht, weiß ich nicht mehr, es ist jedenfalls die St.-Mütze, er hat mir zu ihr geraten und sie steht mir phantastisch, sie ist dunkelblau, grob gestrickt, mit Bommel und ich vergesse sie nicht im Zug.

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Den ganzen Tag in der Bib mit Rieke verbracht, sehr produktiv. Ich schreibe an einem Reflexionsbericht und höre mir dazu Audioaufnahmen eines Interviews an, das ich geführt habe. Ich rede nur mittelviel Mist. Meine Lache klingt auch halbwegs erträglich.

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Freitagabend machen Rieke und ich in ihrem Zimmer die Übungen, die mir der süße Physiotherapeut in Ausbildung gezeigt hat. Unterarmstütz 30 Sek., Pause, 40 Sek., Pause, 45 Sek. Seitstütz rechts und links ebenso, Bauchhalteübung eigentlich auch so, aber da schaffen wir nur 3x 20 Sek. und sind bedient. Außerdem: reger Austausch über Beckenbodentraining, das machen wir dann noch während der Pausen. Ich mag Rieke und ihre direkte Art.

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Telefonat mit der Katalanin. Aber nur kurz, sage ich zu Beginn, ich recherchiere gerade Literatur für eine Arbeit zum Thema Traum. Da fängt sie schallend an zu lachen und erinnert mich an unseren Istanbulurlaub, da hatte ich ihr morgens im gemeinsamen Hotelbett von meinem nächtlichen Erleben erzählt.
Nein, nein, eine wissenschaftliche Arbeit, verteidige ich mich, aber sie ist nicht mehr zu beruhigen.

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Samstagabend, Rieke und ich haben mega Hunger und nix mehr in der WG, Nudeln und trocken Brot. Wir raffen uns auf und schlurfen zu Penny, standesgemäß in Jogginghosen, ohne BH.
Schössöö, verabschiedet uns die Kassiererin mit einer Raucherstimme aus der Hölle. Das heißt hier anscheinend Tschüß. Schössöö, sagt Rieke. Schössöö, sage auch ich. Dann gibt's Karotten und Gurke mit Frischkäsedip und eine kleine gelbe fast reife Melone, Quinoa mit Champignons und als Desert Stracciatellaeis. Geht doch.